Warum noch in der Kirche bleiben - Schützenverein Kelberg

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Einkehrtag des Bezirksverbandes Laach Maria In Maria Laach


Warum noch in der Kirche bleiben?

Vortrag von Regens Dr. Volker Malburg,

Bez. Präses Maria Laach und Diözesanpräses Trier

Dr. Malburg mit seinen Schützen in der Aula des Klosters Maria Laach


Anlässlich des Einkehr und Kulturtages des Bezirksverbandes Maria Laach, hielt Dr. Malburg einen sehr beachtenswerten Vortrag.

In der herrlichen Aula des Klosters sprach Dr. Malburg zu dem Thema „Warum in der Kirche bleiben“.

Nach einer sehr offenen Darlegung von Argumenten für einen Kirchenaustritt (Missbrauch, Mangel an Reformen, Mangel an Demokratie und Gleichberechtigung) ging Malburg auf die Argumente ein, die für ein Verbleiben in der Kirche sprechen.

Weiter ging Malburg der Frage nach: Was ist Glauben?

Danach erläuterte er an er einigen Beispielen, aus dem Bistum Trier, was die katholische Kirche leistet:


Das Bistum Trier betreibt eine Fülle solcher Einrichtungen. Dazu einige Zahlen:

  • -    Jeden Tag besuchen ca. 42.500 Kinder die 494 katholischen Kindertageseinrichtungen im Bistum Trier. Über 10.200 Erzieherinnen und Erzieher arbeiten täglich für die Kinder und ihre Familien.
  • -    Der Caritasverband für die Diözese Trier übernimmt die spitzenverbandliche Vertretung der 160 katholischen Einrichtungen und Dienste der Behindertenhilfe.
  • -    Das Bistum Trier unterhält 37 Krankenhäuser.
  • -    Es gibt eine Einrichtung für Opfer von Gewalt und für die Wiedereingliederung von Drogenabhängigen in die Gesellschaft.
  • -    In  132 Ambulatorien, medizinische Fürsorgestellen und  HIV-Zentren finden Menschen Hilfe
  • -    49 Schulen betreibt das Bistum Trier.
  • -    Die Anzahl der Familien- und Lebensberatungsstellen beträgt 20.
  • -    Es gibt im Bistum Trier 4 Telefonseelsorgen.
  • -    Und 50 Waisenhäuser und andere Zentren zum Schutz des Kindes werden vom Bistum betrieben.

Zum Schluß gibt uns Dr. Malburg mit auf den Weg:
Meiner Argumente wollten eine Anregung sein. Sie stelle sicherlich nicht alles dar, was man für die Kirche und den Glauben ins Feld führen kann. Wichtiger als viele Sachargumente ist sowieso das persönliche Zeugnis. Was sind die Argumente, die mich in der Kirche bleiben lassen? Was ist mir am Glauben wichtig? Wo gibt mir der Glaube halt.




Der ganze Vortrag


Vortrag:  Warum  noch  in  der  Kirche  bleiben?  –  Argumente  für  den  Glauben  und  die Kirche“ – Kultur- und Einkehrtag am 3. Dezember 2023 in Maria Laach


Liebe Schützenbrüder und Schützenschwestern!


Der heutige Vortrag zum Kultur- und Einkehrtag war eine Anregung eines Schützenbruders, der die Not vieler Kirchenmitglieder zum Ausdruck brachte. Man will Menschen davon überzeugen, dass es sinnvoll ist, Mitglied in der katholischen Kirche zu bleiben, aber man spürt wie schwer es ist, dafür Argumente zu finden.


Was führt zum Kirchenaustritt und wie mit Kirchenkritik umgehen?

Alles scheint ja dafür zu sprechen, die Kirche zu verlassen. Der Austrittswille unter den Katholiken ist groß. Eine neue Studie zur Kirchenmitgliedschaft (KMU) bringt es auf den Punkt: 43 Prozent der Katholiken können sich einen Kirchenaustritt vorstellen. Das Vertrauen in die katholische Kirche ist zutiefst erschüttert. Die Menschen in Deutschland haben zur katholischen Kirche nur noch so viel Vertrauen wir zu islamischen Religionsverbänden. Die katholische Kirche ist mit ihrem Ansehen ganz unten angekommen.

Die Gründe dafür sind natürlich vielfältig:

-    Der Missbrauchsskandal und die Vertuschung solcher Verbrechen
-    Der Mangel an Reformen in der Sexuallehre
-    Die Mangel an Demokratie und Gleichberechtigung

Natürlich spielen beim Kirchenaustritt auch finanzielle Aspekte eine Rolle. Man darf aber auch nicht übersehen, was die Untersuchung zur Kirchenmitgliedschaft ebenfalls deutlich betont:

-    Für viele Katholiken sind die Schwachpunkte der katholischen Kirche sowie die Wut und der Zorn über die Kirche ein Hauptmotiv für den Kirchenaustritt.
-    Der Glaube schwindet in Deutschland. Die Menschen sind weniger religiös als noch vor 20 oder 30 Jahren. Wer aber nicht mehr an Gott glaubt, der tritt auch leichter aus der Kirche aus.

Welche Argumente gibt es nun für die Mitgliedschaft in der Kirche. Ich möchte nicht in einen Modus der Rechtfertigung verfallen. Viele der angesprochenen Probleme wird die katholische Kirche nicht schnell lösen können. Der Missbrauchsskandal wird uns noch über viele Jahre beschäftigen. Der von den Bischöfen eingeschlagene Weg, dass jedes Bistum selbst seine Missbrauchsgeschichte“ aufarbeitet, wird zu einer Fülle von Gutachten führen, die immer wieder dieselben Schwachstellen deutlich machen: Es wurde vertuscht, die Täter mehr geschützt als die Opfer und Leid von Menschen nicht wahrgenommen; die Institution Kirche stand im Mittelpunkt und sollte ihre „weiße Weste“ behalten. Hier gilt dann das Sprichwort „Lügen haben kurze Beine!“ – In einer Gesellschaft, die sich von der Kirche distanziert, werden auch die Fehler der Kirche offengelegt. Dass so klar vom Missbrauch in der Kirche gesprochen wird, hängt eben auch damit zusammen, dass heute die Kirche niemand deckt. Die Thematik des sexuellen Missbrauchs wird die Kirche noch solange beschäftigen bis wirklich alles aufgedeckt ist.

Ebenso wird das Thema von Reformen der kirchlichen Morallehre und der kirchlichen Strukturen sicherlich noch eine längere Zeit brauchen, bis hier Änderungen möglich werden. Was uns in Deutschland dringen erscheint, wird in anderen Gegenden der Weltkirche nicht als notwendige Änderung betrachtet. Die Weltsynode in Rom hat zwar gezeigt, dass die Frage nach der Beteiligung von Frauen an Weiheämtern und der Änderung der Sexualmoral auch in anderen Ländern diskutiert wird, aber nicht mit dem gleichen, großen Erwartungsdruck, dass sich unbedingt etwas ändern muss, damit die Kirche eine Chance hat. Hier wird die katholische Kirche in Deutschland die langsamere Gangart der Weltkirche mehr berücksichtigen müssen.

Liebe Schützenbrüder und Schützenschwestern, ich kann ihnen also nicht versprechen, dass sich die Kritikpunkte an der katholischen Kirche schnell ändern. Ich kann Sie in all diesen Fragen nur um Geduld bitten. Hat es da noch Sinn, sich überhaupt Gedanken zu machen, wie man positiv über Kirche und Glaube sprechen kann? Die Hauptkritikpunkte werden sich ja eh nicht ändern.

Daher ist meine erste Empfehlung im Gespräch mit Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind oder diese Absicht haben, dass man sich in diesen Diskussionen über Kirche und Glaube nicht unter Rechtfertigungsdruck setzen lassen sollte. Es gibt Gründe aus der Kirche auszutreten. Wer dies tut sollte von uns mit Respekt behandelt werden. Wir dürfen aber auch für unsere Entscheidung, in der Kirche zu bleiben Respekt verlangen. Wer heute noch glaubt und in der Kirche ist, ist nicht altmodisch, begriffsstutzig oder von gestern, sondern hat dafür auch seine guten Gründe. Im Gespräch über Kirche und Glaube, mit Menschen, die ausgetreten sind oder austreten wollen, sollte uns nicht der Drang beherrschen, sie unbedingt von der Kirche überzeugen zu wollen. Es sollte uns nicht schrecken, dass wir weniger werden und Menschen sich gegen uns entscheiden. Wir sollten aber mit Mut und Entschiedenheit unser Zeugnis von der Kirche geben können. Dieses Zeugnis muss ehrlich sein und sollte natürlich nur die Argumente benennen, von denen ich wirklich überzeugt bin. Ich sollte also in jedem Gespräch über den Glauben und die Kirche meine Zweifel und Anfragen ehrlich zugeben, aber eben auch sagen können, warum ich in der Kirche bleibe. Es geht um eine Haltung, die der ehemalige Religionspädaoge Fulbert Steffensky so beschrieben hat: Er wünscht sich eine Kirche, die nicht mit Arroganz, aber mit Stolz auftritt. Bei allen Fehler und aller Kritik an der Kirche dürfen wir auch stolz auf die Botschaft des Evangeliums und auf die Leistungen der Kirche sein.


Was ist nun Glaube und was ist Kirche?

Was ist Glaube, den wir bezeugen dürfen und der uns auch stolz sein lassen darf? Und was ist die Kirche, die wir den Menschen als gute und sinnvolle Institution vorstellen wollen, in der der Glaube gelebt wird.

Der Hebräerbrief beantwortet die Frage nach dem Glauben im 11. Kapitel folgendermaßen:

„Glaube aber ist: Grundlage dessen, was man erhofft, ein Zutagetreten von Tatsachen, die man  nicht sieht. Aufgrund  dieses Glaubens haben  die  Alten ein gutes Zeugnis  erhalten. Aufgrund des Glaubens erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort erschaffen wurde und so aus Unsichtbarem das Sichtbare entstanden ist. […] Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer hinzutreten will zu Gott, muss glauben, dass er ist und dass er die, die ihn suchen, belohnen wird. […] Aufgrund des Glaubens gehorchte Abraham dem Ruf, wegzuziehen in ein Land, das er zum Erbe erhalten sollte; und er zog weg, ohne zu wissen, wohin er kommen würde. Aufgrund des Glaubens siedelte er im verheißenen Land wie in der Fremde und wohnte mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung, in Zelten; denn er erwartete die Stadt mit den festen Grundmauern, die Gott selbst geplant und gebaut hat.“

Der katholische Erwachsenen –Katechismus von 1987 gibt eine ganz ähnliche Definition, wenn er den Glauben auf Seite 41 so beschreibt “Was also ist der Glaube? Er ist ein alles umfassender Lebensentwurf und eine ganzheitliche Daseinshaltung. Der Glaubende wird in die innerste Grundhaltung Jesu einbezogen. Die hebräische Bibel gebraucht für unser Wort "glauben" vornehmlich das Wort "aman", das sich bis heute in der liturgischen Bekräftigungsformel "Amen" findet. Die Grundbedeutung von "aman" ist "fest -, beständig sein". Glauben bedeutet ein Sichfest-Machen in Gott, ein Trauen und Bauen auf ihn, ein Gründen der Existenz und ein Stand- und Bestandfinden in ihm (vgl. Jes 7,9).“

Beiden Texten gemeinsam ist eine personale Sicht des Glaubens. Wer glaubt, gründet sein Leben auf die Beziehung zu Gott. Er glaubt daran, dass Gott ihn geschaffen hat, ihn in seinem Leben führt und am Ende die ganze Welt und das Leben jedes Menschen vollenden wird. Für ein solches Beziehungsgeschehen gibt es keine stringenten Beweise. Wer kann denn beweisen, dass er mit jemandem befreundet ist? Wer kann beweisen, dass seine Frau oder sein Mann ihn liebt? Wer kann sicher beweisen, dass er für seine Kinder nur das Beste will? Bei Beziehungen gibt es keine festen naturwissenschaftlichen Beweise, sondern nur Erfahrungen, die die Wahrheit und Echtheit der Beziehung zeigen. Die Bibel ist das Buch, dass uns die Beziehungsgeschichte und Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen bezeugt, die ihren Höhepunkt in Jesus Christus hat. Wir dürfen uns als gläubige Menschen in die Wolke von Zeugen (Hebr 12,1-3) einreihen, die ihr Leben in Gott festgemacht und ihn als Fundament und Halt ihres Lebens erfahren haben. Aus diesen Glaubenserfahrungen entstehen dann die Glaubessätze  und  Dogmen  der  Kirche.  Zuerst  kommt  die  Glaubenserfahrung,  daraus erwächst dann das Glaubenswissen, wie Gott ist, wie er an den Menschen gehandelt hat und was er noch tun wird.

Wozu braucht es dann aber noch die Kirche? Kann ich nicht auch alleine eine gute Beziehung zu Gott pflegen? Ist nicht der berühmte Waldspaziergang am Sonntag für meine Gottesbeziehung genauso hilfreich, wie ein Gottesdienstbesuch? Die Religionsforschung widerspricht hier. Ohne Zugehörigkeit zu einer Glaubensgemeinschaft verschwindet auch der Glaube. Es braucht die Gemeinschaft, die mich stärkt und trägt. Die Schon zitierte 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuch (KMU) der evangelischen Kirche vom November 2023, an der sich zum ersten Mal auch die katholische Kirche beteiligt hat, bringt dies auf den Punkt Es heißt dort auf Seite 27: „Damit bestätigt sich noch einmal, dass Religiosität und Kirchlichkeit in den Abfragewerten miteinander positiv korrelieren. Zwar ist es eine verbreitete Meinung, dass man auch ohne Kirche religiös sein könne. Das Ergebnis der empirischen Analyse lautet hingegen, dass dies zwar möglich ist, es aber weitaus wahrscheinlicher ist, dass Religiosität und Kirchlichkeit zusammengehen.“

Dieser soziologische Befund macht deutlich, wozu es die Kirche braucht: Der Glaube kann nur in der Gemeinschaft lebendig bleiben. Die große Gemeinschaft der Kirche ist für ein Glaubensleben notwendig: die Glaubensgemeinschaft mit den Menschen, die heute leben, aber auch die Glaubensgemeinschaft mit all die Menschen, die vor uns gelebt und geglaubt haben. Nur aus dieser großen Erfahrungsgemeinschaft mit Gott, kann unser Glaube immer wieder neue Nahrung und Anregung finden. Alleine gelingt dies nicht.

Die Aufgabe der Kirche ist es also, den christlichen Glauben lebendig zu halten. In Wort und Tat soll sie Zeugnis geben für Jesus Christus und sein Evangelium. Das II: Vatikanische Konzil hat  diese  Aufgabe  Kirche  der  Kirche  in  der  Kirchenkonstitution  so  beschrieben  (Lumen gentium 1): „Christus ist das Licht der Völker. Darum ist es der dringende Wunsch dieser im Heiligen Geist versammelten Heiligen Synode, alle Menschen durch seine Herrlichkeit, die auf dem Antlitz der Kirche widerscheint, zu erleuchten, indem sie das Evangelium allen Geschöpfen verkündet (vgl. Mk 16,15). Die Kirche ist ja in Christus gleichsam das Sakrament, das heißt Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott wie für die Einheit der ganzen Menschheit.“

Die Kirche soll also das Licht Christi in der Welt zum Leuchten bringen. Sie erfüllt diese Aufgabe nicht immer gleicht gut, macht dabei auch wie heute schwere Fehler, aber man muss doch  zugeben: Ohne  die  Kirche  wüsste  niemand  etwas  von  Jesus  Christus  und seinem Evangelium. Sie ist eben das einzige wirkliche Werkzeug, dass Gott für diese Aufgabe hat. Wer sagt, dass es die Kirche nicht braucht, der muss auch sagen, dass die Welt Jesus Christus und sein Evangelium nicht notwendig hat. Die Kirche ist der einzige Garant in dieser Welt, dass die Frohe Botschaft verkündet wird. Dafür braucht es die Kirche und dafür lohnt es sich, in der Kirche zu bleiben.


Wie bezeugt nun die Kirche Christus als das Licht der Welt?

Wie bezeugt nun die Kirche Christus als das Licht der Welt? Dafür will ich nun wirklich einige Rechtfertigungsgründe nennen, die zeigen, auf wie vielfältige Weise die Kirche diese Botschaft weitergibt und die auch deutlichen machen sollen, was unserer Gesellschaft fehlen würde,
wenn es die Kirche nicht geben würde.

Das soziale Engagement der Kirche ist sehr groß und ist von vielen Menschen hochgeschätzt. So hat die Caritas ein höheres Ansehen als die Katholische Kirche und die meisten Menschen sind der Ansicht, dass sich die Kirche auch weiterhin in sozialen Fragen äußern und ein soziales Engagement pflegen sollte. Das tut die Kirche auch. Wenn wir auf unser Bistum Trier blicken, so hat unser Bistum entschieden, sich eine missionarisch-diakonische Grundausrichtung zu geben. Diakonisch bedeutet, dass alle sozialen Aufgaben, die das Gebot der Nächstenliebe in den Vordergrund stellen, gefördert werden sollen. Dazu gehören dann Kindergärten, Altenheime, Krankenhäuser, Lebensberatungsstellen, Behindertenwerkstätten, Hospize etc.

Das Bistum Trier betreibt eine Fülle solcher Einrichtungen. Dazu einige Zahlen:

  • - Jeden Tag besuchen ca. 42.500 Kinder die 494 katholischen Kindertageseinrichtungen im Bistum Trier. Über 10.200 Erzieherinnen und Erzieher arbeiten täglich für die Kinder und ihre Familien.
  • -    Der Caritasverband für die Diözese Trier übernimmt die spitzenverbandliche Vertretung der 160 katholischen Einrichtungen und Dienste der Behindertenhilfe.
  • -    Das Bistum Trier unterhält 37 Krankenhäuser.
  • -    Es gibt eine Einrichtung für Opfer von Gewalt und für die Wiedereingliederung von Drogenabhängigen in die Gesellschaft.
  • -    In  132 Ambulatorien, medizinische Fürsorgestellen und  HIV-Zentren finden Menschen Hilfe.
  • -    49 Schulen betreibt das Bistum Trier.
  • -    Die Anzahl der Familien- und Lebensberatungsstellen beträgt 20.
  • -    Es gibt im Bistum Trier 4 Telefonseelsorgen.
  • -     Und 50 Waisenhäuser und andere Zentren zum Schutz des Kindes werden vom Bistum betrieben.

Ich habe hier nur die sozialen Einrichtungen genannt, die unser Bistum betreibt. Die große Zahl der Krankenhäuser, Altenheime und Kindergärten, die Ordensgemeinschaften betreiben, sind in dieser Aufzählung nicht enthalten. Es wird deutlich wie sehr die katholische Kirche unsere   Soziallandschaft   prägt.   Bei   aller   Kritik   an   der   Kirche   kann   man  an   dieser beeindruckenden Leistung nicht einfach vorbeigehen. Es gibt keine andere gesellschaftliche Organisation, die Vergleichbares leistet.

Auch im kulturellen Bereich ist die katholische Kirche führend in der Förderung des gesellschaftlichen Lebens. So ist der katholische Filmdienst mit seinen Kritiken zu allen deutschen Kinofilmen eine hochgeachtete Einrichtung. Auch die Leistungen in Musik und Bildender  Kunst sind  nicht  zu  unterschätzen.  Die  Kirche  ist heute  noch für  Künstler von Weltruhm von Bedeutung. Beispiele dafür sind vor allem Kirchenfenster: die Richterfenster in Köln und Tholey, die Fenster von Neo Rauch im Naumburger Dom, die Elisabeth-Glasfenster von Lüpertz in Bamberg. Denken wir an die Vielzahl von Kirchenchören und Organisten in unserem Bistum, die das musikalische Leben prägen, und natürlich an die einzigartige Kulturlandschaft von kleinen und großen Kirchen, die es zu erhalten gilt. Gerade der Unterhalt von Kirchengebäuden ist eine Aufgabe, die nur zu stemmen ist, wenn sich viele Menschen auch finanziell für die Kirche engagieren. In Deutschland ist es Aufgabe der jeweiligen Kirchengemeinde, ihre Kirchen zu unterhalten. Die Zuschüsse, die es von staatlicher Seite gibt, sind meist sehr gering. Nur die wirklich kunsthistorisch bedeutsamen Kirchen können hier mit einer größeren Unterstützung rechnen.

Für die vielen kleinen Kirchen und Kapellen muss die Kirche selber aufkommen. Ohne Mitglieder, die spenden und Kirchensteuer zahlen ist, dies nicht möglich. Jeder der der Kirche austritt macht damit deutlich, dass er gerne unsere Kulturlandschaft dem Verfall preisgibt. An Kirchen, die verdrecken und zu Ruinen werden, sieht man leider ganz deutlich, ob die Kirche und der Glaube den Menschen noch etwas wert ist. Natürlich sind nicht die Gebäude das entscheidende am Glauben. Es geht um die Beziehung zwischen Gott und den Menschen. Aber diese Beziehung braucht Räume und Orte, wo sie gepflegt werden kann. Ist den Menschen der Glaube etwas wert, wird sich dies auch darin ausdrücken wie die Kirchengebäude instandgehalten werden. Kirchen sind das sichtbare äußere Zeichen, wie es im Inneren einer Gesellschaft um den Glauben und die Bindung an die Kirche steht. Als Kirche leisten wir einen großen Beitrag, unsere Heimat kulturell zu erhalten und Menschen mit Kunst und Kultur in Verbindung zu bringen. Diese Leistung der Kirche ist sicherlich bei vielen Menschen zu wenig im Blick.

Die Kirche leistet einen großen Beitrag zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft mit ihren vielen Gruppen und Vereinen, in denen sich Menschen engagieren. Die hat auch die schon mehrfach zitierte Studie zur Kirchenmitgliedschaft 2023 wieder belegt. Dort heißt es auf Seite 91f.:  „Ob  sich  jemand ehrenamtlich  engagiert,  auch  außerhalb  der  Kirche,  wird  zu  ganz erheblichen Teilen durch kirchliche Religiosität bestimmt. Damit sind die Kirchen ein höchst relevanter Knotenpunkt zur Stärkung der Zivilgesellschaft. Schon allein deshalb verdienen sie Unterstützung. Dass Kirchenbindung ein so zentraler Faktor für die gesellschaftliche Integration über freiwilliges ehrenamtliches Engagement ist, dürfte allerdings nicht primär an religiösen Überzeugungen liegen. […] Entscheidend dürfte sein, dass die Kirchen in vielfältiger Weise Gelegenheitsstrukturen zur Verfügung stellen (Räume, Finanzen, Wissen, gut etablierte und flächendeckende soziale Netzwerke), innerhalb derer sich gesellschaftliches Engagement leicht entfalten kann. Kirchen sind zur Mitarbeit einladende Organisationen, die den sozialen Zusammenhalt empirisch nachweisbar wesentlich stärken. […] Die KMU-Daten belegen, dass Kirchenmitglieder im Vergleich zu Konfessionslosen ein signifikant höheres Vertrauen in andere Menschen und gesellschaftliche Institutionen (z.B. Justiz, Bundestag, politische Parteien) haben. […] Die Kirchen sind insofern ein echter Gewinn für eine Gesellschaft, die durch wechselseitige  Vertrauensverhältnisse  zusammengehalten wird.“ Das  Netzwerk  der Kirche hat also einen großen Einfluss auf den Zusammenhalt er Gesellschaft. Kirche verbindet Menschen und erfüllt so ihren Auftrag Werkzeug und Zeichen der Einheit der Menschen zu sein, wie es in dem oben gewähnten Abschnitt aus Lumen Gentium heißt. Diesen Wert der Kirche wird man wohl erst zu schätzen wissen, wenn die vielen Gruppen und kirchlichen Vereine noch weiter verschwunden sind. Kirche schützt also auch im wesentlichen Sinne unsere Heimat, weil sie die Städte und Dörfer zu lebenswerten Orten macht, in denen Menschen sich kenn, miteinander verbinden und sozial engagieren.


Schlusswort

Liebe Schützenschwestern und Schützenbrüder, mein Vortrag wollte Mut machen, Zeugnis zu geben für den Glauben und für die Kirche. Die Argumente, die ich für die Kirche genannt habe, werden wohl niemanden überzeugen, der nur das Negative in der Kirche sehen will. Wenn ich im Gespräch erkenne, dass keine Offenheit gegeben ist, auch die Argumente für die Kirche zu hören, lasse ich mich am besten auf keine Diskussion ein, die nur zum Streit führt. Hier ist wohl eher das geduldige Ertragen der Kirchenkritik gefragt, das nicht die böse Auseinandersetzung  sucht,  sondern Warten  kann,  bis  sich  eine  gute  Gelegenheit  bietet. Wichtig ist, dass wir dort das rechte Wort finden, wo ein ehrlicher Austausch möglich ist.

Meine Argumente wollten eine Anregung sein. Sie stelle sicherlich nicht alles dar, was man für die Kirche und den Glauben ins Feld führen kann. Wichtiger als viele Sachargumente ist sowieso das persönliche Zeugnis. Was sind die Argumente, die mich in der Kirche bleiben lassen? Was ist mir am Glauben wichtig? Wo gibt mir der Glaube halt. Die Antworten, die ich auf diese Fragen geben kann, überzeugen sicherlich mehr, als jede Zahl, wie viele Kindergärten das Bistum Trier betreibt. Es ist wichtig das zu beherzigen, wozu der erste Petrusbrief die Christen am Anfang der Kirche auffordert (1Ptr 3,15): „Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die euch erfüllt!“ Für diese ersten Christen bedeutete dieses Zeugnis noch gesellschaftlicher Abstieg und Stigmatisierung. Für uns hat dieses Zeugnis nicht mehr diese negativen Folgen. Es kann aber helfen, Menschen zum Nachdenken zu bringen, wofür Glaube und Kirche heute noch Menschen eine Hilfe sein kann.



Ich wünsche allen eine gute Adventszeit, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und für das Jahr 2024 Gesundheit, Frieden und alles Gute. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit!


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